Herwig Turk : labscapes
Herwig Turks Arbeiten agents und labscapes (beide 2007), die wie konzeptuelle Stillleben wirken, werfen einen ethnographischen Blick auf wissenschaftliche Instrumente. Durch die Konzentration auf die Darstellung der Materialität der Laborobjekte entsteht eine spannungsreiche Aussage über die Prozesse der Herstellung von Wissen im Labor.
Die Bilder zeigen uns das Labor dokumentarisch und detailgenau als Ort der realen empirischen Forschung. Durch die Konzentration auf einzelne Instrumente werden diese dem Laboralltag gleichsam entrissen und deren skulpturale Qualität herausgestellt. Durch diese künstlerische Strategie wird das Wahrnehmen der Laborinstrumente als aktive Akteure befördert.
Die Stillleben stellen das Labor als verdichtete Umwelt dar, indem
es zu Rekonfigurationen natürlicher und sozialer Ordnungen kommt, deren Verhältnis zueinander nicht immer eindeutig ist. In der Laborpraxis werden – wie auch in der Kunstpraxis – Objekte aus ihrer „natürlichen“ Umwelt herausgelöst und in einem neuen Kontext installiert, der durch soziale Akteure definiert und in dem Bedeutungen immer wieder neu ausgehandelt werden. Naturobjekte können im Labor so modelliert und transformiert werden, dass sie zu epistemischen Objekten werden, deren Hervorbringung unauflöslich an die dafür notwendigen technischen bzw. instrumentellen Bedingungen geknüpft ist.
Ingeborg Reichle 2007